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Das UvH in Weimar

Von Goethe und Schiller zum Bauhaus und der Weimarer Republik

Am Dienstag, den 04.06.2019, befand sich der ganze Q2-Jahrgang auf großer Exkursion in die thüringische Kulturstadt Weimar. Dieses Jahr stehen viele große Jubiläen an, so dass sich ein Ausflug mehr als lohnte und man den Unterricht in Deutsch, Geschichte, Politik und Wirtschaft sowie besonders der Kunst (und Architektur) vor Ort vertiefen konnte.
Vor 100 Jahren ging vom Weimarer Bauhaus Architektur-Geschichte aus.
Vor 100 Jahren fanden mit den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung die ersten Wahlen nach Verhältniswahlrecht statt, wobei erstmals auch Frauen wählen durften.
Vor 100 Jahren wurde mit der Weimarer Verfassung die erste demokratische Verfassung in Deutschland verabschiedet.

Früh starteten die Schüler in Schlüchtern mit zwei Bussen. Dabei wurden sie von den Kollegen Eva Hackstedt, Laura Mathes, Andreas Ickes und Claudius Brasch begleitet. Nach einer kurzen Rast an der Grenze zur ehemaligen DDR erreichte man um 10.30 Weimar. Aufgrund des im Jubiläumsjahres noch verstärkten Andrangs, wurde der Jahrgang im Vorfeld in drei Gruppen eingeteilt, welche insgesamt neun Punkte der Besichtigung, Führung und Erkundung erlebten. Diese waren aber über den ganzen Tag gut verteilt, so dass man sich bei prächtigem Kaiserwetter auch Momente der Muse im idyllischen Weimar gönnen und sich stärken konnte.

Alle Gruppen besuchten nacheinander das gerade erst anlässlich der Bauhaus-Feierlichkeiten fertiggestellte Bauhaus-Museum, wo man unter sachkundiger Füh-rung einen guten Eindruck bekommen konnte, welche großen Impulse von der Kunstschule für Design und Architektur im 20. Jahrhundert ausgegangen sind und weshalb die „Bauhaus-Idee“ mit seiner schlichten Ästhetik und Funktionalität einen der wichtigsten deutschen Kulturexporte des letzten Jahrhunderts darstellte. So manchen Kunstausdruck der Moderne, von Ikea zum Passivhaus, konnten die Schüler im Bauhaus schon gedacht und gebaut sehen. Da ist es nicht weit zur Ein-richtung oder dem (sozialen) Wohnungsbau von heute.

Einmal vor Ort, nahmen die drei Gruppen aber auch das große Angebot an der sog. Weimarer Klassik wahr: Der Deutsch-LK von Herrn Ickes bekam eine intensive Führung in und um Deutschlands Musentempel, dem Deutschen Nationaltheater, geboten. An diesem historischen Ort, damals noch Weimarer Hoftheater genannt, fanden in den 1790ern die Uraufführungen von Friedrich Schillers großen Dramen statt, so den drei Teilen „Wallenstein“ – unter der Regie eines gewissen Johann Wolfgang von Goethe. Zum Abschluss erkundete man noch das klassisch barocke Goethe-Nationalmuseum am Frauenplan, wo dieser über 50 Jahre lang lebte. Zwar in Frankfurt am Main geboren, wurde dem „Weltbürger“ Goethe Weimar zur eigentlichen Heimat.

Der Deutsch-Grundkurs von Frau Hackstedt schaute sich vor dem Bauhaus-Besuch die Herzogin Anna Amalia Bibliothek an. Das „Grüne Schloss“ wurde von Anna Amalia, der Mutter von Goethes „Arbeitgeber“ Carl August, zur Bibliothek und zu einem mehr als einzigartigen Gesamtkunstwerk aus Büchersammlung, Kunstarchiv und Architektur umgebaut. Weltberühmt ist der Rokokosaal. Ein verheerender Brand im Jahr 2004 setzte der „Anna Amalia“ heftig zu. Doch die Schüler konnten sich einen guten Eindruck verschaffen, wie intensiv Bauexperten aus der Welt die Schäden inzwischen beheben konnten, dass der Weltkulturerbe-Titel wieder in altem Glanz erstrahlt.

Zuletzt suchte diese Gruppe Zuflucht vor der Nachmittagssonne im barocken Wittumspalais: Dieser diente als Witwensitz und Stadtwohnung der Anna Amalia. In dem barocken Gebäude konnten sich die Schüler, mit Audioguide die Räume erkundend, selbst ein Bild machen von adliger Wohnkultur im 18. und 19. Jahrhundert.

Der Tutorkurs Geschichte von Herrn Brasch startete mit einem herrlichen Spazier-gang durch den Park entlang der Ilm, um Goethes Gartenhaus samt herrlichem eng-lischen Garten mit Audioguide zu erkunden. Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach hat es 1776 für den jungen Goethe ersteigert, um ihn an Weimar zu binden – was ihm ja auch gelang, sieht man von gelegentlichen Aus-flüchten des Olympiers ab wie seiner „Italienischen Reise“. Das idyllische Garten-haus, im Fachwerk-Stil im 16. Jahrhundert erbaut, bewohnte Goethe bis zu seinem Umzug an den Frauenplan. Sein Zufluchtsort mitten im Grün des Parks und an der Ilm blieb es zeitlebens. Der Kurs konnte sich anhand der Originalmöbel wie Steh-pult und Sitzbock anschaulich vorstellen, wie Goethe hier an der Ballade vom „Erl-könig“, dem Gedicht „An den Mond“, besonders aber an den Dramen „Iphigenie auf Tauris“, „Egmont“ und dem „Torquato Tasso“ feilte. Es ist einem ja nicht immer ver-gönnt, die Originalschauplätze zu besuchen, wo Weltliteratur entstanden ist.

Natürlich ließen es sich viele Schüler nicht nehmen, das eine oder andere Portrait zu machen mit dem „Stein des guten Glücks“ im Garten – einem der frühesten nicht-figürlichen Denkmäler in unserem Land. Auch die Gedicht-Rezitation des „Erlkönig“ durch Kursleiter Brasch durfte nicht fehlen. Darauf folgte ein Fußmarsch durch das klassische und heutige Weimar zum Bau-haus-Museum, um nach einer Mittagspause ebenfalls im Wittumspalais die Exkursion in Weimar zu beschließen.

Erschöpft von Kultur und Sonne ließ der Jahrgang Weimar gegen 17.30 zurück, um gegen 20.30 in Schlüchtern anzukommen. Den guten Jahrgangscharakter und die harmonische Atmosphäre bewies knapp die Hälfte der Truppe, als sie in Schlüchtern noch das Traditionsgasthaus „Zum Lasch“ mit ihren Lehrern Ickes und Brasch aufsuchte, um wieder ein wenig Kraft zu tanken bei Speis und Trank.

Die Kollegen und der Jahrgang, der im Frühjahr 2020 sein Abitur ablegt, möchten es nicht versäumen, dem Verein der Ehemaligen, Freunde und Förderer des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums („Förderverein“) herzlich zu danken. Dieser ermöglichte durch einen großzügigen Zuschuss die kostengünstige Durchführung der Exkursion.

Claudius Brasch, StR